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Zukunft anders denken – Neues vom Schmutz und Müll in der Hauptstadt

Müssen Mülltonnen schwarz, hoch und unförmig sein? Warum gestalten wir Recyclinghöfe so abschreckend, wenn wir doch die Menschen zur Abgabe ihrer sortierten Abfälle motivieren wollen? Muss die Müllabholung wirklich so laufen wie vor 100 Jahren, lediglich mit motorgetriebenen Fahrzeugen anstelle von Pferdefuhrwerken? F. Söling, Innovationsmanager bei der Berliner Stadtreinigung (BSR), einem der größten kommunalen Unternehmen Deutschlands, hatte die Regionalgruppe Berlin der GfWM Anfang Juni zu Information und Diskurs über diese Fragen eingeladen. Er präsentierte ein Feuerwerk an Ideen und Aktivitäten, die in den letzten gut 3 Jahren durch das Ideenlabor bei der BSR gestaltet wurden. Herr Söling selbst repräsentierte überzeugend die im Leitbild ausgedrückten Charakteristiken wie

Wir sind Anwälte von Ideen.
Wir blicken über den Tellerrand und in die Zukunft.
Wir arbeiten mit heiterer Besessenheit.

Die angewendeten Methoden sind vielfältig. Vom unternehmensinternen Online-Ideenwettbewerb „DenkSpurt“ über Kreativ- und Design Thinking-Workshops zur Straßenreinigung ist man schnell bei Open Innovation. In Kooperationen mit Hochschulen werden Workshops zur barrierefreien Abfallsammlung oder ein Ideencamp „Recyclinghof der Zukunft“ durchgeführt. Kunst- und Designstudenten sind für F. Söling gute, kreative Partner, die ihn und die Kolleginnen und Kollegen immer wieder überraschen. Eine dieser Ideen ist z.B. die „Müllabholung“ über die ohnehin vorhandene Kanalisation zu organisieren. Entsprechende Behälter werden eingeworfen und an zentralen Stellen entnommen. Auch mit anderen Partnern wie Lieferanten und kommunalen Unternehmen arbeitet die BSR zusammen an umfassenden Zukunftskonzepten wie „Ökokiez Klausener Platz“ oder „EUREF-Forschungscampus: Mobility to Grid“…. Wenn die Berliner Stadtreinigung Tests mit Höhenwindanlagen auf einer Deponie ermöglicht und aus dem Bioabfall Gas herstellt, dann ist das Programm. Wichtiger Aspekt der Ideen für die Zukunft sind Fragen der Nachhaltigkeit – natürlich bei Erhaltung und Ausbau der Wirtschaftlichkeit. Und der Recyclinghof? Durch vernünftige Planung, Trennung der Betriebs- und Besuchswege, Absenkung der Container, ein gutes Farbraster für die Ausschilderung usw. können einladende, grüne Höfe auf der vorhandenen Liegenschaft eingerichtet werden, wo nach der persönlichen Meinung der Berichterstatterin nur noch die Liegestühle zum längeren Verweilen fehlen. Sehr angeregt von den Diskussionen gingen die Besucher der GfWM zurück zu den schwarzen Mülltonnen hinter dem Haus und Wildgrasbewuchs im Kleinsteinpflaster, gewiss, dass die Zukunft jetzt beginnt.