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Lessons Learned aus meiner aktiven Zeit in der GfWM

Meine aktive Zeit in der Gesellschaft für Wissensmanagement ist nun schon eine ganze Weile her. Das erste Mal bin ich über die GfWM bei einer Webrecherche gestolpert. Damals (2001) stand die Idee von Prof. North im Raum, neben dem Masterstudiengang Wissensmanagement ein Fachjournal mit dem Titel „Cogitate“ ins Leben zu rufen. Ich begann die Aktivitäten der GfWM zu verfolgen und kam mit Ulrich Schmidt in Kontakt. Über mehrere Telefonat und Treffen hinweg entstand die Idee, auch in der Region Nürnberg einen Wissensmanagement-Stammtisch ins Leben zu rufen.

Ich stieg also in der Rolle eines Stammtisch-Koordinators ein und definierte etwas später die Rollentrennung zwischen GfWM-Stammtisch-Koordinator (GSK) und GfWM-Stammtisch-Zentralkoordinator (GSZ). Die GSZ-Rolle nahm ich selber ein, sie diente hauptsächlich dem überregionalen und fachlichen Austausch zwischen den Stammtischen. Weitere Rollen in den letzten zehn Jahren waren Vorstand, Vize-Präsident, Leiter des Fachteams Wissensmanagement und schließlich (bis heute) Mitglied des Beirats.

Ich hege schon immer eine große Aversion gegen Sprichworte wie „Die Schuster tragen immer die schlechtesten Schuhe“. Mit der Idee der Lernenden Organisation und den fünf Disziplinen von Peter Senge (insbesondere Shared Vision und Team Learning) sind wir daher im Jahr 2005 in die Mitgliederversammlung (10.06.2005) und den Workshop „Zukünftige Ausrichtung der GfWM“ (11.06.2005) gegangen. Ziel war, mit den Mitgliedern gemeinsam ein Mission Statement und eine Vision zu formulieren, die unsere operativen Aktivitäten leiten sollte (zur Unterscheidung Mission/Vision siehe Business Motivation Model).

Die Moderation der Session für die Formulierung war zugegebenermaßen nicht ganz leicht, hat sich meiner Meinung nach aber für die folgenen Jahre absolut gelohnt. Diese erste Version von Mission und Vision der GfWM lassen sich im Archiv des Internets auch heute noch nachlesen. Ich möchte im folgenden kurz die erste und die aktuelle Version vergleichen:

Version 2005 Version 2014 Bemerkungen
Die GfWM ist bei allen Zielgruppen ein geschätzter und gesuchter Ansprechpartner zum Thema Wissensmanagement. Zu diesen Zielgruppen gehören insbesondere Forscher und Praktiker, Anwender und Interessierte sowie Entscheider in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Die GfWM regt den Austausch von Experten, Entwicklern und Anwendern an, um stetige praxisorientierte Weiterentwicklung von Wissensmanagement zu befördern. Forscher, Praktiker, Interessierte und insbesondere Entscheider sind aus der Aufzählung der Zielgruppen verschwunden. Auch die Ausweitung des Felds auf Wirtschaft, Wissensschaft und Politik (und damit nicht nur betriebliches Wissensmanagement) ist nicht mehr vorhanden. Der Anspruch, ein geschätzter und gesuchter Ansprechpartner zu sein, wurde durch das „Anregen von Austausch“ abgeschwächt.
Die GfWM ist das größte regional verteilte und überregional verbundene Netzwerk von Akteuren im Wissensmanagement im deutschen Sprachraum. Die GfWM ist ein im deutschsprachigen Raum regional aufgestelltes und überregional verbundenes Netzwerk von Akteuren im Wissensmanagement. Der Anspruch, das größte Netzwerk zu sein ist in der neuen Version entfallen, auch wenn wir es vermutlich Stand heute sind.
Die GfWM hat im deutschen Sprachraum die Bedeutung von Wissen als erfolgskritischem Faktor im Bewusstsein der Entscheider verankert. Die GfWM vermittelt ein Bewusstsein für die Bedeutung von Wissen als erfolgskritischem Faktor. Die Zielgruppe „deutscher Sprachraum“ und „Entscheider“ ist entfallen. Durch das Ersetzen von „hat … im Bewusstsein … verankert“ durch „vermittelt ein Bewusstsein“ wirkt deutlich abgeschwächt.
Die GfWM hat für das Thema Wissensmanagement eine Definition erarbeitet. Auf dieser Basis wurde die GfWM Wissenslandkarte erarbeitet, in 2006 die Gründung des Fachteams Wissensmanagement über die Mitgliederversammlung beschlossen, das GfWM Wissensmanagement-Modell erarbeitet und Projekte wie das DACH Wissensmanagement-Glossar, gemeinsam mit fünf anderen WM-Communities, angestoßen.
Die GfWM setzt Wissensmanagement intern vorbildlich um. Auf dieser Basis wurden nach größeren Aktionen Lessons Learned Prozesse etabliert und dafür gesorgt, dass Schlüsselpositionen wie Stammtisch-Koordination oder Vorstandschaft doppelt besetzt sind und es bei wechseln zu Überlappungen für den Wissenstransfer kommt.

 

Da die neue Version der Vision nicht mit den Mitgliedern gemeinsam erarbeitet wurde (Shared Vision), könnte es sein, dass manche immer noch hinter den entfallenen Elemtenten der ursprünglichen Vision stehen. Ein zentraler Verlust ist für mich die Forderung, Wissensmanagement im Verein intern vorbildlich umzusetzen. Trotzdem glaube ich, dass wir diesen Anspruch immer noch haben sollten, um als Verein authentisch und glaubwürdig zu sein. Daher möchte ich in einer kleinen Blogreihe in den kommenden Wochen versuchen, meine Lessons Learned aus meiner aktiven Zeit kurz zu dokumentieren und für das organisationale Lernen verfügbar zu machen.

Da es im Blog der GfWM keine Kommentar-Funktion gibt, rufe ich Leserinnen und Leser herzlich dazu auf, Kommentare und Gedanken zu den Lessons Learned über die Xing-Gruppe der GfWM beizusteuern.

Simon Dueckert

lernOS Guide. Im Bereich Wissensmanagement und Lernende Organisationen seit über 20 Jahren aktiv. Mehr auf sdueckert.wordpress.com, cogneon.de, auf Linkedin oder auf Twitter unter @simondueckert.