DGQ & GfWM: Behandlung von Wissen in der ISO 9001
Vor dem Hintergrund der revidierten DIN EN ISO 9001:2015 kooperieren die Deutsche Gesellschaft für Qualität e. V. (DGQ) und die GfWM seit mehr als einem Jahr in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe Wissensmanagement. Anlass waren die neuen Anforderungen „Wissen” und „Kompetenz”, die in der ISO 9001:2015 erstmals formuliert werden. Im ersten Schritt wurde eine gemeinsame Orientierungshilfe zu den neuen Anforderungen entwickelt. Außerdem ist eine Studie zum Informations- und Handlungsbedarf bei den Betroffenen durchgeführt worden.
Beide Dokumente sind jetzt erschienen und können bei weiterem Interesse hier heruntergeladen werden.
In diesem Beitrag von Manfred Bornemann und Günter Hartmann werden die ersten Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit zusammengefasst.
Auszug aus den Ergebnissen der Studie
Um herauszufinden, wie bekannt die Anforderungen der neuen Norm bezüglich Wissen und Kompetenzen bei den Anwendern bereits sind und welchen Bedarf es bei den Anwendern gibt, wurde ein Online-Fragebogen konzipiert und an die Teilnehmer des Q-Tages übermittelt. Von den etwa 400 Adressaten antworten 90 und schaffen damit repräsentative Aussagen:
- 81% der Antwortenden geben an, noch (sehr großen) Handlungsbedarf zur Erfüllung der Norm zu haben.
- 42% der Antwortenden sind die neuen Anforderungen “mäßig bekannt”, 20% eher unbekannt oder völlig unbekannt. Daraus ergibt sich zusätzlicher Informationsbedarf.
- Inhaltlich scheint das Thema “Kompetenz” deutlich klarer und verständlicher zu sein, als der Umgang mit “Wissen”. Hier zeigt sich auch ein unterschiedliches Begriffsverständnis zwischen den Gruppen der Qualitätsmanager und der Wissensmanager. QM verstehen unter Wissen primär “dokumentiertes Wissen” und interpretieren Kompetenz als “Handlungsfähigkeit”.
- Die Kommunikation der Anforderungen an die Mitarbeiter und die Anforderungen mit Leben zu füllen werden als die größten Herausforderungen angesehen (62%).
- Unterstützung wünschen sich die Antwortenden in Form von Veröffentlichungen und Broschüren sowie durch Erfahrungsaustausch (56%).
Orientierungshilfe zur Umsetzung der Normanforderungen
Nach der ISO 9001:2015 (CEN, ISO 9001:2015, 2015) müssen Organisationen ihren aufrechtzuerhaltenden Wissensstand bestimmen und steuern, um die Konformität ihrer Produkte und Dienstleistungen zu erreichen und sicherzustellen. Die Norm fordert von den Organisationen explizit, Wissen zu erwerben und zu bewahren, sei es durch Lernen aus Erfahrungen (Lessons Learned), Benchmarks oder Beratung/Mentoring bzw. von anderen internen oder externen Quellen. Hierdurch soll die Qualität der Abläufe und daraus folgend die Qualität der Produkte und Dienstleistungen nachhaltig verbessert werden.
Dem gegenüber stehen die Risiken für den Erfolg und die Existenz von Organisationen, wenn keine Strategie und Praxis im Umgang mit der Ressource Wissen umgesetzt und gelebt wird. Im Kontext der Norm werden Organisationen sensibilisiert, sich vor dem Verlust von Wissen zu schützen.
Der Anspruch der Norm ist dann erfüllt, wenn Unternehmen den systematischen und strategischen Umgang mit Wissen als ein Instrument zur erfolgreichen Unternehmensführung verstehen und in der täglichen Praxis leben.
Die Hauptüberschriften der insgesamt 30 Seiten umfassenden Orientierungshilfe sind:
- Anforderungen der Norm zum Umgang mit dem Wissen der Organisation
- Anforderungen der Norm zum Umgang mit Kompetenzen
- Wie können die Anforderungen aus der Norm erfüllt werden?
- Mindestanforderungen aus Sicht des Wissensmanagements
Im Anhang findet sich eine umfassende Zuordnung von Wissensmanagementmethoden zu den Anforderungen der ISO 9001:2015.
Sowohl die Studienergebnisse als auch der Volltext der Orientierungshilfe stehen hier zum Download bereit.
Um den in der Studie und im Rahmen gemeinsamer Workshops geäußerten Informationsbedarf kontinuierlich zu decken, werden eine Reihe von weiteren Beiträgen in diesem Forum erscheinen. Damit soll die Vorbereitung und Durchführung zur verpflichtenden Rezertifizierung ab 2018 unterstützt werden.
Die GfWM-Aktiven in der Kooperation sind in unserer Fachgruppe Wissensmanagement & Qualitätsmanagement organisiert.
Text: Manfred Bornemann & Günter Hartmann