Anforderungen an Führung und Organisation – Studygroup-Treffen an der ESMT am 26. und 27. Mai 2016
Expertenaustausch im kleinen Kreis in Berlin
Führung im Sinne von Leadership ist im wahrsten Sinne des Wortes eine entscheidende Herausforderung jedes Unternehmens, die sich in eine Vielzahl komplexer Spannungsfelder ausdifferenziert. Umso interessanter war daher die Einladung genau hierzu im Kreis einer kleinen Expertengruppe das Thema Führung zu reflektieren.
Bülent Gögdün, Program Director mit Schwerpunkt Leadership Development an der ESMT European School of Management and Technology in Berlin hatte die Gruppe eingeladen. Die ESMT ist eine der führenden europäischen Business Schools und bietet neben klassischen Post Graduate Studiengängen auch unternehmensspezifisch angepasste Programme an. Leadership Development ist einer der Schwerpunkte, in dem Bülent Gögdün auch forscht und selbst coacht.
So kam es, dass der ehemalige Sitz des Staatsrates der DDR zum Forum eines sehr inspirierenden Dialoges über die Herausforderungen und Perspektiven von Führung wurde.
Schwerpunkte waren die folgenden Fragen:
- Was sind die Anforderungen an gute Führung heute und morgen?
- Wie sollte dann gute Führung aussehen?
- Welche Interventionen / Entwicklungsmaßnahmen machen dabei Sinn?
Mit dabei waren neben Bülent Gögdün und mir:
- Christian Baudisch: Seine Schwerpunkte sind als Change Facilitator und Unternehmensakupunkteur (so seine eigene Beschreibung) Führen 2. Ordnung und die Logik der Emotionen.
- Auch Florian Goldberg arbeitet als Personal- und Executive Coach in der Führungskräfteentwicklung. Er hat außerdem verschiedene Lehraufträge, u.a. an der ESMT, und führt offene Workshops in angewandter Existentieller Philosophie durch.
- John Kayser, von dem gemeinsam mit Bülent Gögdün der Impuls zu diesem Treffen ausging, ist Vorstand der Akademie Forum Führung. In dieser Rolle leitet er als Trainer Seminare zum Thema Führung und coacht Führungskräfte.
- Dr. Konstantin Schimert war der Unternehmer in unserer Runde. Als promovierter Philosoph und Geschäftsführer des mittelständischen Biotech-Unternehmens Aurigon Life Science, das er selbst mit gegründet hat, kennt er beide Welten. Er ist selbst als Executeve Coach und Organisationsentwickler beratend tätig.
So unterschiedlich die persönlichen Erfahrungen auch waren, stellten sich doch schnell zahlreiche gemeinsame konzeptionelle Referenzen heraus: So waren die Theorien und Ideen von Baecker, von Foerster, Luhmann, Maturana, Senge, Simon, oder Willke, um nur einige zu nennen, schon fast das kleine Einmaleins. Freilich waren die Interpretationen jeweils durchaus unterschiedlich. Und natürlich bleib es nicht beim kleinen Einmaleins. So öffnete sich der Dialog streckenweise von Platons Staatstheorie bis hin zur Familientherapie.
Diese Vielzahl der Perspektiven auf das Phänomen »Führung« brachte zahlreiche kleine und größere Erkenntnisse für alle Teilnehmer mit sich. Jenseits des Austausches über die Phanomenologie von Führung kamen auch sehr praxisnahe Themen zur Sprache. So zum Beispiel Führungsmodelle jenseits des Mainstreams von Pyramide oder Matrix, wie beispielsweise Gore oder Google.
Im Kontext der Digitalisierung von Information, Kommunikation und Zusammenarbeit macht die Entgrenzung physisch-räumlicher Beschränkungen vieles möglich. So zum Beispiel die wissensbasierte Partizipation und Mitgestaltung unabhängig von der Frage von formaler Zuständigkeit. Die gesamte Diskussion unter dem Schlagwort des "Demokratischen Unternehmens" weißt auf diese Potenziale hin. Man könnte das auch als internes Crowdsourcing bezeichnen. Was aber ist mit der Verantwortung? Mehr Einmischung führt nicht zu mehr Übernahme von Verantwortung. Divergenz entsteht von selbst, Konvergenz wird mühsamer. Hier dürften sich für viele Organisationen noch Lern- und Entwicklungspotenziale abzeichnen - gerade für Führungskräfte.