Lernen durch Arbeit – Abschlusskonferenz des Projektes LerndA am 9. November in München
Manches Wissen kann man nur direkt im Prozess der Arbeit lernen. LerndA untersuchte solche Lernprozesse.
Erfahrungsgeleitetes Lernen im Prozess der Arbeit von wissensintensiven Tätigkeiten – das war das Forschungsthema des dreijährigen Verbundprojektes unter Leitung vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung ISF München. Viele Aspekte davon sind im Kern Wissensmanagement-Themen und daher für uns als Gesellschaft für Wissensmanagement sehr spannend. Sehr gut gefallen hat mir auch die differenzierte Argumentation mit den Begriffen des Erfahrungswissens und des Kontextwissens.
Der Projektansatz resultiert aus einer jahrzehntelangen Entwicklung der Arbeitsforschung, die Prof. Fritz Böhle, Spiritus Rector des Projektes und seines Zeichens Vorsitzender des Vorstands vom ISF, in einem sehr fundierten Überblick darstellte. Mit LerndA wurde ein bis dato arbeitswisssenschaftlich wenig beachtetes Feld adressiert, nämlich dass auch und gerade bei wissensintensiver qualifizierter Arbeit keineswegs per se davon ausgegangen werden kann, dass diese auch lernförderlich ist. LerndA sieht hier einen Irrtum und postuliert, dass auch bei komplexen und wissensintensiven Aufgaben erfahrungsgeleitetes Lernen auf aktive Gestaltung und Förderung angewiesen ist. Der Aufbau von Erfahrungswissen durch erfahrungsgeleitetes Lernen im Prozess der Arbeit wird als eine Schlüsselkomponente dafür gesehen, erfolgreich handeln zu können.
Das mag für Wissensmanagement-Experten zunächst wenig überraschend sein. Die Arbeitswissenschaftliche Forschung priorisiert jedoch andere Perspektiven. Umso größer ist der Verdienst des Projektes LerndA, hier eine Brücke geschlagen zu haben. Und in der Tat ist die weitere Argumentation auch für das Wissensmanagement wichtig: Erfahrungswissen ist Wissen, dass ausschließlich im Prozess der Arbeit gewonnen werden kann. Daher muss Arbeit lernförderlich gesaltet werden. Die Ausbildung und die Vermittlung „systematisches Wissen“ (Wissen, dass man an Hochschulen lernt) besser zu machen, bringt hierfür nichts. Folglich sind auch arbeitsnahe und arbeitsintegrierte Kompetenzentwicklung nicht ausreichend. Es reicht auch nicht, Lernhindernisse zu beseitigen. Vielmehr geht es um den zusätzlichen Erwerb von Wissen, dass man ausschließlich im Prozess der Arbeit selbst erlernen kann. Soweit Herleitung und Forschungsfrage von LerndA.
Partner des Projektes waren insbesondere Siemens und Audi, die auch selbst über ihre Anwendungen berichteten. Audi war zu Beginn des Projektes deshalb sehr interessiert am Projekt, weil zum damaligen Zeitpunkt eine große Zahl neuer Mitarbeiter eingestellt wurde und deren Einarbeitung eine besondere Herausforderung darstellte.
Bei Siemens entsprang die Motivation v.a. der starken Projektorientierung und der damit verbundenen Herausforderung, entlang der Projektanforderungen zu lernen. Hier wurde eine Methodik angewendet, die als personenbasierte Simulation bezeichnet wurde. Interessant ist bei diesem Ansatz, dass es eine Reihe von Parallelen zum Wissensmanagement im Projektmanagement gibt.
Weitere Informationen zum Projekt LerndA unter http://www.lernen-durch-arbeit.de/