Neue Studie zur Wissensarbeit veröffentlicht
"Ein deutliches Warnsignal für die wissensbasierten Ökonomien in der D-A-CH-Region kann aus den spannenden Ergebissen der neu aufgelegten Studie zur Wissensarbeit abgeleitet werden. Es untermauert nochmals die Zuspitzung der Situation der Wissensarbeit, welcher endlich der gebotene Raum einzuräumen ist."
Aus der aktuell veröffentlichten empirischen Studie der GfWM, der Hays AG und dem Beratungsunternehmen PAC "Wissensarbeit im Wandel – Neu Spannungs- und Handlungsfelder” ergeben sich einige spannende Erkenntnisse:
Eine Modernisierung der IT-Infrastruktur – hierüber sind sich Fach- und Führungskräfte einig – ist essenziell, um die Situation der Wissensarbeiter zu verbessern. Gleichzeitig ist sich aber die breite Mehrheit der über 1.200 Befragten einig (79 Prozent der Führungskräfte und 68 Prozent der Wissensarbeiter), dass der Grad der Spezialisierung im Zuge der Digitalisierung zunimmt. Was aus Effizienz- und Wettbewerbsgründen notwendig erscheint, birgt jedoch mit Blick auf die Kompetenzentwicklung der Wissensarbeiter und die Agilität der Unternehmen beträchtliche Risiken. Denn gefragt sind „spezialisierte Generalisten“ mit breitem Wissen und generischen Fähigkeiten. Doch es fehlen die Zeit und der Rahmen, um diese Kompetenzen hinreichend aufzubauen und in noch üblichen klassischen Management- und Organisationsformen zur Anwendung zu bringen.
„Die meisten Mitarbeiter berichten in unseren Projekten von einer massiven Verdichtung und Beschleunigung der Wissensarbeit – verbunden mit irren Abstimmungszyklen und massivem Druck. Das ‚Einfach-mal-in-Ruhe-nachdenken-Können‘ bleibt oft auf der Strecke. Zugleich wächst die Unzufriedenheit mit bürokratischen und unflexiblen Strukturen, die angesichts des Beschleunigungsdrucks doppelt hinderlich, ja geradezu absurd wirken“, bescheinigt Dr. Josephine Hofmann, Fraunhofer IAO, in der Studie.
„Kompetenz stetig zu entwickeln und produktiv als Wissensarbeiterin und Wissensarbeit einzusetzen bedeutet Themen und Inhalte zu durchdringen, aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und dann in konkrete Handlung zu überführen. Erst dabei entfaltet Wissen seinen wahren Wert.“
Ein weiterer empirischer Befund der Studie fügt sich ebenso logisch ins Bild: Wissensarbeiter betrachten ihre Kompetenzentwicklung zunehmend als Privatsache. So sagen zwei von drei Wissensarbeitern (62 Prozent), dass sie selbst dafür verantwortlich sind, in ihre Kompetenz zu investieren und sich hierbei nicht auf ihren Arbeitgeber verlassen. Umgekehrt sehen dies 65 Prozent der Führungskräfte aus der Sicht des Unternehmens genauso. Somit entwickeln 59 Prozent der Wissensarbeiter ihre Themengebiete in der Freizeit weiter und fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) investiert auf eigene Kosten in ihre Weiterbildung. Immerhin geht die Mehrzahl der Fach- und Führungskräfte noch nicht so weit, Lernen und Vernetzen als reine Freizeitangelegenheit zu betrachten. Dennoch befürworten 42 Prozent der befragten Führungskräfte und drei von zehn der befragten Fachkräfte diese Auslegung.
"Wissensarbeiter passen sich eigenverantwortlich an Anforderungen an und verstehen daher auch ihre Kompetenzentwicklung als Privatsache. Zudem nutzen Sie Freiheitsgrade dort, wo diese sich ergeben. All dies entspricht ihrem Selbstverständnis und ihrer Arbeitsweise.“
Die veränderten Einschätzungen zur Bedeutung und Förderung der Wissensarbeiter sowie des Wissens als strategische Ressource im Vergleich zum bereits im Jahr 2013 durchgeführten gemeinsamen Forschungsprojektes „Wissensarbeiter und Unternehmen im Spannungsfeld“ sind alarmierend. So zeigen die aktuellen empirischen Befunde eine signifikante Abnahme Wissensarbeit eine herausragende Bedeutung und entsprechende Förderung zuzugestehen (57 Prozent der Führungs- / 49 Prozent der Fachkräfte im Jahr 2013 und 51 Prozent der Führungs- / 37 Prozent der Fachkräfte im Jahr 2017).